Wahrhaftige Poesie ist in meinen Ohren Seelenklang…
Für mich sind Gedichte, wenn sie mein Herz, meine Seele berühren, wie Melodien…sie haben ihre ureigene Schwingung…
Text, Melodik und nicht selten der jeweilige Verfasser bilden eine Einheit, die das jeweilige Gedicht besonders macht.
So geht es mir gerade auch bei meinen eigenen Gedichten…
sie kommen zu mir zur ihrer eigenen Zeit und auf ihre spezifische Weise…
jedes zu starke willentliche Zutun, verhindert den Fluss der Inspiration…
jeder vertane, herausgeschobene Moment lässt den Klang dahinschwinden…ins Unerreichbare.
So entstehen sie…meine Gedichte, ähnlich wie meine Lieder…
und verblüffen mich hin und wieder selbst, mit welcher zeitlosen Stimmigkeit und oftmals geradezu schmerzlichen Wahrhaftigkeit sie das ein oder andere Mal aus mir heraus sprechen…und dabei meine eigene Seele berühren.
Diese besondere Verbindung von Wort und Melodie in meinen Gedichten, zeigt sich aus meiner Erfahrung vor allem dann,
wenn sie − sich ihrem Klang hingebend − vorgetragen werden…
Für Euch hier ein paar Hör- und Leseproben:
Eine andere Art von Mut
Sanftmut − aus der Dein Blick ist
Dein nachgiebiger − alles durchschauender Blick
Der alle Wut in mir zerteilt
Und mich befreit von dem Gefühl
Nur etwas wert durch Wert zu sein
Dazu gehört Mut −
Sanftmut − aus der dein Blick ist
Dein zweifelloser − gerader Blick
Der alle Ängste von mir löst
Und mich ganz frei
Von Forderungen zu sich lässt
Eine andere Art von Mut −
Sanftmut − aus der dein Blick ist
Dein ehrlicher − urteilsfreier Blick
Der niemals Schein ist
Und mich im Innersten
Nie haltlos werden lässt
© Janine Jabs 2004
Für deinen Weg
Du suchst den Pulsschlag hinter all dem Schein
Den Atemzug der frei und ohne Angst entweicht
Fühlst dich verbunden und doch allein
Weil dein Mut dafür noch nicht reicht
Warum nicht heute leben
All der Vergangenheit
Gerade jetzt vergeben
Und so aus dem Sog befreit
Bleibt sonst das Leben endlos leer
Unerfüllt und fad
Spürst es doch so sehr
Dass der Absprung naht
So wie sich die Sehnsucht dir zeigt − zeigt sie sich nur dieses Mal
Verdränge dich nicht selbst
Es schmeckt auf ewig schal
Wenn du dich ihr nicht stellst
© Janine Jabs 2011
Diese Klänge
Aus des Winters‘ Traurigkeit
Erwachen langsam diese Klänge
Jener einst vertrauten Zeit
Die wie jubelnde Gesänge
Sich erstrecken endlos weit
Und uns in ihrer vollen Länge
Hoffen lassen dass sie bleibt
Auf dass wir uns an ihr von Neuem
Im Innern stärken und aufbauen
An ihrem Anblick uns erfreuen
Und der Beständigkeit vertrauen
Die bleibt − obgleich wir uns nicht scheuen
Sie umzuformen − zügellos unbedacht
Erheben uns so waghalsig empor
Bemerken nicht wie etwas sich ganz sacht‘
Im Klang verändert − denn zu taub scheint unser Ohr
Geschieht‘s zudem nicht plötzlich über Nacht −
Vielmehr im Lauf der Zeit − die stumm an Kraft verlor‘
Doch aus des Winters‘ Traurigkeit
Erwachen langsam diese Klänge
Jener einst vertrauten Zeit
Die wie jubelnde Gesänge
Sich erstrecken endlos weit
Und uns in ihrer vollen Länge
Hoffen lassen dass sie bleibt
© Janine Jabs 2005
Die wahre Erkenntnis über die Unwahrheit
Es scheint bekannt dass man im Leben dann gescheit ist
Wenn zu gewisser Unwahrheit man stets bereit ist
Dies scheint das ungeschriebene Gesetz des Lebens
Wer sich dagegen sträubt − sträubt sich vergebens
Dem Einen ist es zu Beginn schon mitgegeben
Er stellt sich ihrem Nutzen nie entgegen
Dem Anderen zeigt sie sich als Möglichkeit
Immer wieder − da er anfangs nicht bereit
Solang‘ bis er sie für sich akzeptiert
Nach kurzem Zögern all die Zweifel bald verliert
Dann gibt es den der‘s auch auf Dauer noch nicht einsieht
Sie zu benutzen wann es passt und wie‘s beliebt
Er ist der Kläglichste von ihnen und zu bedauern
Weil längst die Möglichkeiten auf ihn lauern
Die ihn umgarnen auf gar angenehme Weise
Bis auch sein Wille bricht und er ganz leise
Damit beginnt ihren Vorteil zu verwenden
Ganz wohl bedacht stets sein Gewissen auszublenden
So lebt auch dieser schließlich gut mit dem Gedanken
Und das Erreichte lässt ihn schließlich nicht mehr wanken
Doch da gibt’s Einen der ganz unscheinbar und still
Ganz ohne ihren Nutzen leben will
Ihm bietet sie sich scheinbar gar nicht an
Als ahne sie er ließ‘ sie eh nicht ran
Er aber spürt in anderen sie auf
Nimmt seine schlechtere Position erstmal in Kauf
Für ihn selbst steht es dabei außer Frage
Er grübelt nie und legt nie auf die Waage
Und dabei scheint er mit sich stets im Reinen
Macht nie den großen Sprung − genießt‘s im Kleinen
Und schaut den anderen zu − die sich belügen
Einander nie vertrauen und stets betrügen
Die nie zufrieden sind mit sich und dieser Welt
Die so korrupt ist dass man so tief fällt
Und den Moment verpasst um aufzugeben
Durch Unwahrheiten weiter vor zu streben
Scheint‘s doch als ließe sich letztendlich sagen
Das Leben lässt sich auch durch sie nicht leichter tragen
© Janine Jabs 2006
Mein Paradies
Ich hab‘ mein Paradies gefunden
Gerade im Vorübergehen
In Ewigkeiten und Sekunden
Läuft die Zeit und bleibt doch stehen
Alles atmet − ist lebendig
Summen, pfeifen und vibrieren
Sehnsucht nach Leben lässt beständig
Meinen Verstand mir fast verlieren
Moos und Kraut und Kiefernzweige
Sonne, Wind und Himmelsglück
Dass ich mich hier vor Euch verneige
Bringt mich zu mir selbst zurück
Frei bin ich nun und doch verbunden
Gerade im Vorübergehen
Hab‘ ich mein Paradies gefunden
War ich bereit es heut‘ zu sehen
© Janine Jabs 2009
Nur eine Winzigkeit
Nur eine Winzigkeit entfernt vom Nichtbestehen
Strahlende Schönheit glänzend hell im Licht
Nur ein paar Stunden weit entfernt vom Untergehen
Doch Wesentlich aus einer anderen Sicht
Verschwindend kurz in unserem Zeitgeschehen
Kaum wahrnehmbar − fast gar nicht existent
In unseren Augen spurloses Vergehen
Scheinbar bruchteilhaftes Sein − bis man erkennt
Dass unserer Vorstellungskraft Zusammenhänge fehlen
Die nicht durch Wissenschaft erfassbar sind
Wir uns im Zweifel an Erklärungen lehnen
Die uns beruhigen sollen − wie das Kind
Was durch Behauptungen bald fraglos wird
Obwohl wir selbst die Antwort oft nicht kennen
So wird nur seine Wahrnehmung gestört
Weil wir versuchen vor ihr wegzurennen
Nur eine Winzigkeit entfernt vom Nichtbestehen
Wenn ich auch unser Sein noch nicht verstehe
Sind wir doch alle nicht so weit entfernt vom Untergehen
So weiß ich dass ich offen − fragend gehe
© Janine Jabs 2004
Zum Horizont
Vertrauter Flügelschlag dringt an mein Ohr
Kurzer Blick zu dir hinauf − durchfließt mich Fröhlichkeit
Schließe die Augen und bin kurz davor −
Mit dir mitzuschweben und befreit −
Von allem was mich hier gefangen hält −
Am Boden − und was mich erdrückt
Denn durch dich erfahr‘ ich dass die Welt
Wie wir sie sehen − durch die Betrachtung schon verrückt
Und dass wir selbst unsere Ketten schmieden
Weil wir einander und uns selbst nicht trauen
Aus diesem Grund haben wir es stets vermieden
Mal über unseren Teller rauszuschauen
Wir glauben frei zu sein und doch beherrscht uns Angst
Maßen uns aus Vorsicht Dinge an
Für dich gibt’s nichts dass du dem Leben abverlangst
Ziehst deine Bahnen lebensfroh entlang
Während wir uns abschotten und lamentieren
Fliegst du seelenruhig zum Horizont
Wenn wir verbrennend innerlich erfrieren
Hast du längst andere Ebenen bewohnt
© Janine Jabs 2004
Euer Lachen
… für Bela und Luca
Eure Augen leuchten sternengleich und klar
Ungetrübt − verzaubert euer Blick
In den Momenten sind mir all die Dinge nah
Die plötzlich greifbar wirken − sonst zu weit zurück
Zu liegen scheinen und jeden Tag der geht
Sich um gewaltige Distanz entfernen
Wurden uns selbst die Dinge einst noch zugeweht
Sie zu umgehen begannen wir sehr bald zu lernen
Euer Lachen ist voll Freude reich gefüllt
Ohne übertriebenen Klang − ganz täuschungsfrei
Ungezwungen − lebendig − kraftvoll − wild
Schadenfreude ist noch nicht dabei
Weil ihr die Dinge spürt − die um uns sind
Denn eure Wahrnehmung ist frei − noch nicht blockiert
Wenn der Prozess auch immer früher schon beginnt
Ist‘s doch die Fähigkeit die man nie ganz verliert
Ihr werdet uns geschickt um zu verstehen
Dass all die Dinge uns nie ganz entschwinden
Wir sie jedoch tagtäglich übergehen
Da wir die Zweifel schwer nur überwinden
Denn sie entfremden uns von allem was uns umgibt
Und zu bewahren uns scheinbar selten nur gelingt
Es jedoch unerwartet dann geschieht
Wenn euer Lachen voller Kraft in uns versinkt
© Janine Jabs 2006